Der Ochsenstall in der Feldgemarkung Greene

Westlich der Ortschaft Greene entlang der Heerstraße nach Holzminden nahezu auf dem höchsten Punkt des Straßenzuges befindet sich der zur einstigen Domäne Greene gehörende OCHSENSTALL - erbaut um 1840 - und nach Auflösung der Domäne 1964 wurde diese bauliche Anlage schließlich 1969 vollständig beseitigt. In diesem Nahbereich befindet sich die Luhbach-Quelle, dessen Quellwasser gleichzeitig zur Versorgung der Ackertiere diente. Für die in der Flurbezeichnung „Hinteres Feld“ zu bearbeitenden Feldpartien wurden in der Frühzeit Ochsengespanne eingesetzt. Die Zugtiere wurden zur Feldbestellung im Frühjahr und im Herbst dorthin geführt – das kostete aufgrund der langsamen Gangart der Ochsen viel Zeit. Sie blieben daher so lange dort, bis die Arbeit fertig war und nutzten die Stallanlage während dieser Zeit als Schlafplatz.

 

Später dann wurden die Ochsen durch Pferde ersetzt, die jeweils morgens aus ihrem Stall in der Domäne aufs Feld kutschiert oder auch geritten wurden und abends den gleichen Weg zurückgingen. Damit die Arbeit noch schneller bewältigt werden konnte, wurden bisweilen mehrere Pferdegespanne hintereinander eingesetzt, zumal das Gelände steinig und teilweise sehr steil war.

 

Die Malerin hat sich die künstlerische Freiheit genommen, in ihrer Darstellung lange Zeiträume zu ‚überbrücken‘. Im Hintergrund des Kachelgemäldes ist die Siedlung „HARBOLDESSEN“ zu erkennen, die um 1535 zur Wüstung wurde.

 

Der ungefähre Standort der WÜSTUNG HARBOLDESSEN ist in der „Historischen Karte des Landes Braunschweig im 18. Jh.“ vermerkt und insoweit einordbar. Wahrscheinlich lag die Hofanlage im Nahbereich der Luhbach-Quelle, denn eine Wassernutzung war zwingend notwendig. Überliefert ist die Existenz dieser Dorfanlage zwischen 1300 bis 1535. Um 1300 sollen 5 Hufen (umgerechnet rd. 150 Morgen) von dort aus bewirtschaftet worden sein, die von den Homburger Edelherrn als damaliger Landbesitzer verlehnt wurden. 1325 war ein Hof mit 3 Hufen (90 Morgen) Lehngut des Alexanderstifts in Einbeck. Dieses Stift war mit zahlreichen Zehntrechten begütert. Gegründet von Graf Dietrich II. von Katlenburg-Einbeck 1080 als Familienkloster die Kirche und das Stift St. Alexandri auf dem Erbhof in Einbeck. Aus dem Jahr 1514 gibt es noch eine Fuldaer Lehenbestätigung über 2 Hufen (120 Morgen).

 

Die Wüstungserscheinungen des späten Mittelalters – auch im südniedersächsischen Mittelgebirgsraum – sind umfänglich erarbeitet. So ist allein die hier beschriebene Wüstung mit rund zehn verschiedenen Namensformen in Nachweisen des Niedersächsischen Landesarchivs in Wolfenbüttel sowie auch in den Kirchenvisitationen in den welfischen Landen belegt und weiter erläutert im Ortsnamenbuch des Landkreises Northeim von 2005, in der Regionalkarte zur Geschichte und Landeskunde (Blätter Einbeck und Seesen) von 2011, ferner in dem Standardwerk der Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim, bearbeitet von Karl Steinacker 1910 sowie schließlich auf einem wunderbaren Kachelgemälde im Greener Heimatmuseum von der Malerin Clara Stromberg/ Kuhlmann.

Rechts im Hintergrund die angedachte Dorf Lage „HARBOLDESSEN“ im Gericht Greene
Rechts im Hintergrund die angedachte Dorf Lage „HARBOLDESSEN“ im Gericht Greene