Greener Dorfbrunnen

Bis in das 19. Jh. hinein versorgte sich die Bevölkerung mit eigenen Brunneneinrichtungen auf ihren Anwesen oder in der Nähe. Auch mehrere Häuslinge nutzten z.T. einen Brunnen(schacht). Er ist eine von Menschenhand geschaffene Einrichtung. Erst mit Einführung der zentralen Wasserversorgung in Stadt und Land wurden die hiesigen Dorfbrunnen nach und nach abgeschafft und das Brunnenloch verfüllt. In späteren Jahren konnten bei Baumaßnahmen auf dem Grundstück Brunnenschächte sichtbar gemacht werden. Belegt sind für Greene zahlreiche Brunnen für die Wasserversorgung für Mensch und Tier. Die hiesigen Anlagen konzentrieren sich auf den einstmaligen Ortskern um die Kirche. Alle baulichen Anlagen von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, die zum Zeitpunkt der Einführung der Brandversicherung 1753 im ehemaligen Herzogtum Braunschweig vorhanden waren, sind um diese Zeit mit entsprechender Nummerierung versehen worden (Assekurations-Nummer) und somit ‚einordbar‘, was die Zuordnung der baulichen Anlage erleichtert.

Die Wohngebäude um das Burgareal entstanden erst ab Anfang 1800. Für die Bewohner stand nur Quellwasser zur Verfügung. Aus einer Brunnenquelle konnte das Wasser geschöpft werden. Ab 1949 erhalten die Bewohner rings um die Burg Anschlüsse in die Wohnhäuser. Nur überschüssiges Quellwasser fließt auch heute noch in einen öffentlichen Wassergraben.

 

Eine weitere Ausnahme bildet die Domäne mit ihren Wirtschafts- und Wohngebäuden und eigener Wasserversorgung aus der westlich des Ortes gelegenen Luhebachquelle. Infolge natürlichen Gefälleverlaufs und einem zwischengeschalteten Sammelbehälter im westlichen Ortseingangsbereichs führte bereits 1768 eine Wasserleitung in den Ort. Seit Anfang 1700 existiert der volle Wirtschaftsbetrieb der Herzoglichen Domäne Greene an der neuen Stelle in der Ortslage.

Das Leitungsnetz versorgte auf dem Domänenareal verschiedene Entnahmestellen. Zwei davon sind noch immer im Betrieb: Die Teichanlage im Innenhof der einstigen Domäne und die Speisung des Tuffsteinbrunnens im Amtspark. Allessamt Überschusswasser aus der Quellfassung im Luhetal. Die im 19. Jh. im Bereich der früheren Holzmindener Heerstraße entstandenen öffentlichen Gebäudeeinrichtungen wie Amtsgericht, Polizei und Försterei sowie die weiteren Bediensteten-Wohnhäuser entlang des Luhebachs wurden nach und nach an diese Wasserleitung angeschlossen.

 

Schon früh profitierte auch die übrige Greener Bevölkerung von dieser segensreichen Einrichtung und sie erhielten über entsprechende Hauswasseranschlüsse frisches Quellwasser. Die Gemeinde musste für diesen Anschluss ein Drittel der Unterhaltungskosten übernehmen. Erst gegen Mitte des 19. Jh. kam es dann zu einer eigenen Gemeindewasserversorgung vornehmlich aus einem Quellgebiet in Bruchhof.

Die Bewohner des Siedlungssplitters „Neue Reihe“ waren zunächst auf reines Brunnenwasser angewiesen. Mehrere solcher Einrichtungen konnten noch bis 1900 nachgewiesen werden. Interessent auch der Verweis auf einen „Brunnenweg“ zu Anfang des Straßenkörpers im Greener Rezess von 1874, der im Rahmen der damaligen Flurneuordnung eine eigene Wegebezeichnung erhielt und zu einer Quellfassung führte. Noch 1945 ist eine Nutzung belegt.

 

Zwischenzeitlich war jedoch infolge weiterer Neubauten von Domänen-Arbeiterhäuser in der Neuen Reihe eine Versorgung mit Quellwasser aus dem nahen Waldgebiet oberhalb der Wohnanlagen realisiert worden. In dem Zuge wurden auch alle anderen Wohnhäuser mit einem Wasseranschluss versehen.

 

Die Trink- und Brauchwassernutzung mittels Brunneneinrichtungen ist vorzugsweise im alten Kern der Ortslage zu finden. Rundbrunnen für die tiefer reichenden Grundwasser-Brunnen waren vorherrschend.

Einige davon wurden als Seilen Brunnen genutzt (Hochziehen des Schöpfgerätes mit einem Seil). Je nach vorherrschendem Wasserstand konnten andere Einrichtungen in einfacherer Form als Schöpfbrunnen verwendet werden. Im Leineauenbereich dürfte für die unteren Wohnlagen weitgehend die letztere Form bestanden haben.

In den Greener Chroniken werden verschiedene Brunneneinrichtungen herausgestellt. Auch konnten im Nachhinein alte Brunnenschächte sichtbar gemacht und skizzenhaft festgehalten werden. Besonders zu erwähnen sind die Dokumentationen alter Fachwerkhäuser mit dargestellten Brunneneinrichtungen auf Kachelgemälden, die überreich im Greener Heimatmuseum vorhanden sind. Clara Stromberg, die im näheren Umfeld von Alt-Greene ihr zu Hause hatte, hat insoweit auch von ihrer Ortskenntnis heraus vieles nachvollziehen können.

 

Zusammen mit den Domänenbrunnen sind an rund 20 Standorten in der Ortslage von Greene solche einstmalige Dorfbrunnen belegt. Eine Auswertung der Kacheldokumente bestätigt diese historischen Einrichtungen. Tatsächlich dürfte noch einmal so viel hinzukommen.

Auf eine Besonderheit ist noch einzugehen: Auch die von 1308 bis 1704 bewohnte Burg bedurfte natürlich einer ausreichenden Wasserversorgung. Bisher konnte ein Brunnenschacht auf dem Areal nicht nachgewiesen werden. Aus zahlreichen Belegen wird deutlich, dass die Burg aus den höher gelegenen Waldparzellen mit Wasser versorgt wurde. Mehrfach wird über schadhafte Holzwasserrohrleitungen berichtet. Hier reichte aufgrund der Höhenlage das natürliche Gefälle für die Sicherstellung von Trink- und Gebrauchswasser aus. Hierzu sehr aufschlussreich die Flurbezeichnung „Röhrenberg“ oberhalb des besagten Waldgebietes. Überschusswasser dürfte für die Speisung des Wassergrabens auf der östlichen Seite der Burg verwandt worden sein. Nur in diesem Bereich bestand eine solche Einrichtung aufgrund der topgrafischen Beschaffenheit.

 

Kennzeichnend auch der Verweis in alten Kartenwerken auf einen „Heinrichsbrunnen“ im besagten Waldgebiet. Über die Wortwahl wird noch gerätselt. Es bestand bis in die 1970-iger Jahre eine Quellfassung aus der einstmals auch die Burggaststätte mit Frischwasser versorgt wurde. Die Quelle wurde vollends aufgegeben. Interessant auch noch der Hinweis, dass drei Ortschaften im Landkreis Northeim einen Brunnen in ihrem Wappen führen.